Was bedeutet „anerkannte Rasse“ eigentlich?
Weltweit gibt es mehr als 300 anerkannte Hunderassen. Grundsätzlich ist es möglich, Hunde in sogenannten Zuchtvereinen mit Abstammungsnachweis (üblicherweise den Ahnentafeln) zu züchten. Historisch haben sich hier diverse Strukturen ausgebildet.
Die FCI (Fédération Cynologique Internationale www.fci.be) ist das international übergeordnete Organ (die Weltorganisation) der Rassezucht, die in jedem Land durch einen Verein ( den jeweiligen Dachverband) repräsentiert wird, dem wiederum die einzelnen Rassezuchtverbände angeschlossen sind. In Deutschland ist dies der VDH (Verband für das deutsche Hundewesen e.V.). Jeder Verband eines Landes muss sich an die Statuten der FCI halten.
Natürlich gibt es auch außerhalb der FCI Vereine und Verbände – man spricht von sogenannten Dissidenzvereinen. Hier gibt es mehrere Dachverbände, wie zum Beispiel die UCI (Union Canine International), die UCI (Union Cynologie Internationale), der UCI (United Kennel Klub) u.a.. Die Vielzahl der Vereine, deren ähnliche Namen und häufig schwer erkennbarer Strukturen der Dissidenzvereine sorgt häufig für Verwirrung.
Rasseanerkennungen in Dissidenzvereinen sind häufig weniger problematisch, allerdings sind diese Abstammungsnachweise nicht durch die FCI anerkannt. Möchte man also sicher sein, dass der Abstammungsnachweis eines Hundes ohne Probleme weltweit von jedem Verein anerkannt wird (für Zucht, Ausstellungen o.ä.), so bleibt letztlich nur der Weg, mit FCI-Ahnentafeln zu züchten. Diese werden von allen Vereinen und Verbänden – auch so genannten Dissidenz-Vereinen – anerkannt.
Die nationale Rasse-Anerkennung
Spricht man von einer „nicht anerkannten Rasse“, so bezieht man sich dementsprechend im Allgemeinen auf VDH und die FCI. Jeder FCI-angeschlossene Dachverband eines Landes hat die Möglichkeit, eine Rasse national anzuerkennen. Das bedeutet: Auch wenn die Rasse nicht international durch die FCI anerkannt ist und weltweit unter der FCI gezüchtet werden kann, so kann die Rasse bei nationaler Anerkennung zumindest in diesem Land unter dem Dachverband mit Abstammungsnachweisen gezüchtet werden.
Der SWC e.V. hat sich die Anerkennung beim VDH (zunächst über den DWZRV Windhundclub) zur Aufgabe gemacht, da dieser innerhalb Deutschlands die größte Organisation für die Hundezucht darstellt und die Ahnentafeln immerhin deutschlandweit anerkannt werden.
Über die vorläufige Anerkennung der Silken Windsprites beim DWZRV musste Stillschweigen gewahrt werden, weshalb Züchter und Interessierte möglicherweise mit weniger Informationen versorgt wurden, als ihnen lieb war. Es mussten lückenlose Zuchtbücher eingereicht werden, die Geschichte der Rasse, ein Standard, der dem FCI-Format angepasst war, Fotos von Rüden und Fotos der Hündinnen verschiedener Generationen. Es folgten unzählige Gespräche, um wirklich alle Fragen von allen Seiten auszuräumen, gleichzeitig musste jeder Schritt mit den amerikanischen Vereinen, dem ILWC und der LWA, abgesprochen werden, um keinen „deutschen Alleingang“ einzuschlagen. Sinn des Ganzen ist und bleibt ja die Verbesserung der Zucht und Zuchtmöglichkeiten der Rasse Silken Windsprite (die in ihrem Ursprungsland noch „Longhaired Whippet“ genannt wird).
Ansprechpartner und Zuständigkeiten wechselten, immer wieder mussten Unterlagen nachgereicht, abgeändert oder neu verhandelt werden. All dies nahm einige Zeit in Anspruch, bis der Antrag endlich zur Abstimmung bereit war. Die ganze Sache war schon deshalb nicht ganz einfach, weil der DWZRV in seiner Geschichte noch nie zuvor eine „neue“ Rasse anerkannt hat und sich daher niemand auf Erfahrungen berufen konnte. Andererseits ist tatsächlich keine neue Rasse so schnell zur Anerkennung gekommen, wie unsere.
Wozu der ganze Aufwand?
Immer wieder taucht die Frage auf, welchen Vorteil es überhaupt bringt, eine Rasse bei den großen Dachverbänden anerkennen zu lassen. Der DWZRV ist ein Verein innerhalb des VDH, der wiederum der größte Dachverband in Deutschland und Mitglied der FCI ist. Es ist von Vorteil, wenn der Windhundverein in einer Art „Probezeit“ von drei Jahren die Rasse Silken Windsprite betreut, bevor die Rasse offiziell vom VDH anerkannt werden kann.
Natürlich gibt es viele kritische Stimmen gegenüber dem VDH, wobei dem VDH häufig Dinge vorgeworfen werden, die gar nicht in dessen Verantwortung stehen, sondern ausschließlich Vereinssache sind. Wenn ein Züchter irgendeines Vereines sich z.B. nicht an dessen Zuchtordnung hält, ist es Sache des Zuchtvereins, einem solchen Vergehen entsprechend nachzugehen, nicht die des VDH. (Wenn es innerhalb eines Fußballvereins ein Problem gibt, ist das auch nicht automatisch Sache der FIFA).
Aber die Möglichkeiten, die es für die Züchter innerhalb des DWZRV bzw. VDH zu nutzen gibt, sind vielfältig: Es werden Seminare, Schulungen, Ausstellungen und Beratungen angeboten, dazu gibt es wissenschaftliche Beiräte, die in allen kynologischen Fragen Unterstützung bieten können. Der VDH ist der Gesellschaft zur Förderung kynologischer Forschung (www.gkf-bonn.de) angeschlossen, die gesundheitliche Forschungsprojekte ermöglicht, wodurch für einige Rassen z.B. Gentests entwickelt werden konnten, die zur Eliminierung verschiedener Gendefekte führten. Der DWZRV selbst verfügt über eine der größten DNA-Datenbanken für Windhunde auf der Welt. Außerdem laufen durch die Vielzahl der Mitgliedsvereine im DWZRV / VDH Informationen aller Art zusammen, die wiederum von den einzelnen Vereinen genutzt werden können.
Für den Welpenkäufer bedeutet der Kauf bei einem VDH-Züchter eine große Sicherheit, auch wenn es natürlich auch innerhalb des VDH “schwarze Schafe” gibt – aber das Risiko, in einem Hinterhof zu landen, wo mit der Zucht auf Kosten der Hunde Geld gemacht wird, ist weitaus geringer. Der DWZRV bzw. VDH gibt die grundsätzlichen Regelungen und eine Zuchtordnung vor, allerdings gelten diese nur als Mindestmass. Die rassespezifische Anpassung erfolgt über die jeweils angeschlossenen Zuchtvereine, denn jede Rasse hat eigene gesundheitliche oder genetische Probleme, die spezifisch behandelt werden müssen.
Die Züchter, die sich einem VDH-Verein anschließen, sind bereit, sich Reglements zu unterwerfen, die dem Wohl und dem Schutz der Hunde dienen. Wir wissen, dass dies in vielen anderen Vereinen nicht der Fall ist;. Dies beginnt häufig bereits beim offiziellen Registrieren von „Zufallswürfen“ und endet bei den Voraussetzungen, die ein Zuchthund erbringen muss. Die Ausstellungsbewertungen erfolgen von nun an durch Richter des DWZRVs, die jahrelange theoretische und praktische Schulungen für das Richten von Windhunden durchlaufen haben und auch Schulungen für unsere Rasse bekommen. Wer sich ab jetzt als Richter für die Rasse Silken Windsprite bewirbt, muss das komplette, aufwändige, jahrelange Schulungsprogramm durchlaufen.
Die internationale Rasse-Anerkennung
Die Rasse Silken Windsprite wird bereits in Tschechien (Dachverband ist die CMKU – Cesko Moravska Kynologicka Unie – www.cmku.cz), und der Slowakei (Dachverband SKJ – Slovenska Kynologicka Jednota – www.skj.sk) national anerkannt.
Ein nächstes Ziel muss folglich eine Anerkennung bei der FCI sein.
Wird eine Rasse von der FCI anerkannt, so kann diese Rasse in jedem Land, in dem es einen Verein gibt, der die FCI für dieses Land vertritt, gezüchtet werden. Die FCI umfasst derzeit 84 Mitglieds- und Partnerländer.
Die Federation Cynologique Internationale
Die FCI wurde am 22. Mai 1911 mit dem Ziel gegründet, die Kynologie und die Rassehundezucht bei Bedarf in allen Belangen zu unterstützen und zu schützen.
Die Gründerländer waren Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich und die Niederlande.
Ein Antrag bei der FCI muss diverse Dinge beinhalten, wie z.B. die detaillierte Geschichte der Entstehung der Rasse, Beschreibung der Rasse in Bildern und Filmen, einen Rassestandard u.v.m. Jedes Dokument muss in mindestens drei Sprachen bei der FCI eingereicht werden. Anschließend kann die FCI über die Annahme der vorläufigen Rasseanerkennung entscheiden.
Wird die vorläufige internationale Anerkennung durch die FCI beschlossen, so ist es möglich, in jedem Land mit FCI-Dachverband die Rasse zu züchten. Nach Ablaufen einer Frist (10 Jahre) sind alle Ergebnisse über die Entwicklung der Rasse und deren Zucht durch umfangreiche Dokumentation bei der FCI vorzulegen. Erst dann entscheidet die FCI über eine endgültige Anerkennung der Rasse.
Es braucht also viel Zeit, Arbeit aber auch Geld, um alles zu verwirklichen und voranzutreiben.
Bedeutung der endgültigen Anerkennung für die zukünftige Rasseentwicklung
Die Nachricht der Anerkennung ist eine große Erleichterung. Sie führte weg vom Negativ-Image und Verachtung gerade innerhalb der Whippet-Szene und bewies, dass der SWC e.V. es ernst meinte mit transparenter, sorgfältiger Zucht und dem Befolgen wichtiger Reglements.
Schon in den vergangenen Jahren rückte die Rasse vermehrt ins mediale Rampenlicht und erhielt immer mehr – verdientes! – Interesse – auch wenn manche fürchten, das könne der Rasse vielleicht mehr schaden als nützen. Die Rasse führte viele Jahre ein bescheidenes Dasein, die Zucht ging relativ unbehelligt vonstatten, klein, übersichtlich, familiär. Aber schon der Gründer der Rasse, Walter Wheeler hoffte bereits auf eine Anerkennung dieser wunderbaren Hunde, deren Züchter und Besitzer mit unendlichen Vorurteilen zu kämpfen hatten.
Viele engagierte Züchter und Besitzer haben jahrzehntelang an das Potential der Silken Windsprites geglaubt. Sie haben mit sinnvollen Richtlinien eine breite Zucht ermöglicht, engagierten sich und ließen sich auch von traurigen Rückschlägen nicht entmutigen. Vielen, vielen Dank dafür!
Vieles wird nun anders werden. Die Papiere werden anders aussehen, die Zuchtstrategien werden sich ein wenig verändern. Silken Windsprites, die in dem VDH-Mitgliedsverein DWZRV registriert wurden, können an allen DWZRV-Ausstellungen teilnehmen – ca. 70 im Jahr. Diese Ausstellungen sind weniger klein, weniger familiär, das Richten von ausgesprochenen, geschulten Windhund-Richtern wird etwas strenger stattfinden. Aber wir werden unendlich viel lernen und haben die Möglichkeit uns stetig weiterzuentwickeln.